Die Geschichte des Räucherns - Wie alles begann

Am Feuer sitzen
Die Geschichte des Räucherns beginnt mit der Geschichte des Feuers. Schon vor Millionen von Jahren, sassen die Menschen am Feuer. Es wärmt, schützt und spendet Licht. In der Höhle, im Zelt oder in der Hütte schenkte es Ruhe und Wärme nach anstrengenden Tagen in oft gefährlichen Zeiten. Zahllose Geschichten wurden am Feuer erzählt, unzählige Lieder gesungen und Tänze getanzt. Das Feuer brachte den Menschen Nähe, da es sie miteinander verband. Wenn ein harzreiches Rindenstück oder eine aromatische Pflanze aufs Feuer geworfen wurde, veränderte sich die Stimmung. Die Menschen bemerkten, dass der duftende Rauch wohltuend war. Er diente auch der Begleitung von Ritualen. Die Bitte für erfolgreiche Jagd, gefälliges Wetter und Gesundheit trug der duftende Rauch als Botschafter zu den Wesen der anderen Welt.  

Schamanenwissen
Damals, als die Menschen noch in steinzeitlichen Höhlen oder Zelten an Feuern lebten, entstand die schamanistische Kultur. Die Medizinfrauen- und Männer haben die Dufterfahrungen mit aromatischen Räucherpflanzen gesammelt und sie genau spezifiziert. Ein uraltes Wissen entstand und verbreitete sich. Zum ersten Mal wurde eine ganze eigene Lebenskultur entwickelt. Man konnte den Geruch der Höhle, eines Zelts, auch dem eigenen ganz bewusst bestimmen und verändern. Das Feuer wurde als ein Geschenk der Götter betrachtet. Sein Rauch stieg sichtbar in himmlische Bereiche und wurde dazu benutzt, um den Göttern Botschaften zu überbringen, ihnen Dankbarkeit zu erweisen, Gebete und Bitten an sie zu richten. Das Unfassbare wurde mit Rauch und Duft verehrt. Schamaninnen und Schamanen hüteten ihr Wissen darüber, welches Räucherwerk für welche göttlichen Wesen bestimmt sei. Rituelle Handlungen sollten helfen, die Gebete mit dem Rauch hinauf in den Himmel zu den Göttern steigen zu lassen. Die Menschen hatten gelernt, mit verschiedenen Harzen und Pflanzenteilen Duftmischungen zu komponieren und verbanden Räucherungen mit Ritualen als Botschaft an den Himmel. Von Generation zu Generation wurden die Räucherweisheiten weitergegeben bis zu den Zeiten, von denen wir eindeutige Funde besitzen. 

Eng mit dem Räuchern verbunden entwickelten sich Heilungszeremonien. Sicher haben schon die frühesten Menschen ein schmerzendes rheumatisches Glied über heilsamen Rauch gehalten oder eine Erkältung mit Harzräucherungen gelindert. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wurden dazu Harze von Wacholder, Zeder oder Thymian verwendet.

Gründe zum Räuchern gibt es viele. Manche Mischungen – reine Harze werden einfach geräuchert, weil sie schön duften und die Luft reinigen. Andere Räucherungen werden auf Grund ihrer pharmakologischen oder auch wegen ihrer psychoaktiven Wirkung angewendet. Bis heute halten sich aber die sogenannten Räucherrituale.

Hier werden bestimmte Harze oder auch Kräutermischungen wegen ihrer magischen Wirkung verbrannt. Es soll eine Verbesserung der Visualisierung mit Hilfe der richtigen Mischung erreicht werden. Nicht zuletzt haben eine Vielzahl der Harze, Kräuter und Hölzer auch eine erotisierende Wirkung.

So wurde im Laufe der Zeit, die Liste der Räucherstoffe mit ihren dazugehörenden Wirkungen auf Körper, Geist und Seele immer umfangreicher. Eindeutig überliefert ist, dass sowohl Griechen als auch Römer ihren Göttern und den Planeten ganz bestimmte Räucherungen und Düfte zuschrieben.

Räuchern in den verschiedenen Kulturen

Eine Hochphase der magischen Räucherung, welche auch Planetenräucherungen genannt wurden, gab es während der Renaissance. Hier wurden viele Rezepte für diese Art der magischen Räucherrituale entwickelt. Dieses alte Wissen machte sich der Okkultismus zunutze, der die Art der Räucherungen und der Rituale verfeinerte.

Räucherstoffe und deren Gebrauch finden sich in der indischen, der orientalischen und der amerikanischen Kultur. Während diese sich immer wieder gegenseitig beeinflusst haben, hat sich die indianische Räucherkultur eigenständig entwickelt.

Räucherzeremonien und Rituale wurden schon in der Steinzeit, auf speziell dafür vorgesehenen Altären abgehalten. Diese hatten meist den Sinn, die Götter gnädig zu stimmen. Schliesslich brachten sie dem Menschen das Feuer und sein Rauch stieg empor zum Himmel, zum Wohnsitz der Götter. Mit der Hilfe des aufsteigenden Rauches wurden den Göttern Botschaften überbracht. Je nach verwendetem Räuchermaterial (Hölzer, Kräuter und auch damals schon Baumharze) war auch die dementsprechende Botschaft.

Die Griechen und Römer hatten viele Sagen von Jungfrauen, Nymphen und Göttinnen, die in aromatische Bäume, Sträucher, Kräuter oder Blumen verwandelt wurden. Weil diese Metamorphosen meist mit traurigen Ereignissen verknüpft waren, sah man in dem hervorquellenden Harz die Tränen jener Opfer. Viele Räucherstoffe, wie Kiefer, Bernstein, Myrte, Lorbeer, Myrrhe und Mohn waren mit solchen Geschichten verbunden. Ähnliche Mythen gab es im alten Ägypten.

Die ältesten Duftstoffe, die man damals in Mesopotamien verwendete, waren Harze wie Myrrhe und Weihrauch (Olibanum), die man leicht gewinnen und aufbewahren konnte. Später kamen verschiedene weitere Duftstoffe dazu, die aus reinem Pflanzenmaterial hergestellt wurden oder tierischer Herkunft waren.

Die alten Hochkulturen der Perser, Ägypter, Araber, Griechen und Babylonier verwendeten in ihren religiösen Zeremonien grosse Mengen von Weihrauch und anderen aromatischen Harzen und Hölzern, die sie auf grossen Altären unter freiem Himmel verbrannten. Weihrauch wurde nicht nur bei Gottesdiensten, sondern auch bei Gottesgerichten verwendet, da man seinem Duft eine beruhigende Wirkung zuschrieb.

Der Bedarf der alten Ägypter an den wohlduftenden Harzen war enorm und konnte kaum gedeckt werden. Deshalb wurde in der Zeit der 18. Dynastie im Auftrag von Königin Hatshepsut eine Expedition nach Ostafrika geschickt, um lebende Weihrauchbäume zurückzubringen. Wie erfolgreich die Expedition tatsächlich war, lässt sich nicht genau sagen. Sicher ist, dass in manchen Tempeln (z.B. im Amun-Tempel von Theben) Weihrauchbäume erfolgreich angepflanzt worden waren.